Innovative Netzhaut-Operationen
im Wilhelminenhaus Kiel
Erkrankungen an Netzhaut (Retina) und Glaskörper (Corpus vitreum) können dramatische Folgen für die Sehkraft haben und zur Erblindung führen. Das liegt vor allem daran, dass die Netzhaut zum Nervengewebe zählt und ihre Nervenfasern alle Seheindrücke direkt ins Gehirn weiterleiten. Dennoch können eine Vielzahl dieser Krankheiten gerade bei frühzeitiger Diagnosestellung schonend mit einer Netzhaut-OP durch einen unserer kompetenten Chirurgen behandelt und geheilt werden.
Moderne Technik & minimal-invasive Operationen
Da bei einer Netzhaut-OP in den meisten Fällen durch den Glaskörper hindurch operiert wird, nennt man Netzhaut- und Glaskörperchirurgie deshalb in einem Atemzug. Unsere erfahrenen Augenärzte setzen dabei auf modernste Behandlungsschritte. Unter Zuhilfenahme modernster Technik wird über winzige Zugänge von 0,4 mm Breite (27 G) im Bereich des hinteren Augenabschnitts sanft und präzise gearbeitet, sodass die entstandenen Wunden nicht einmal genäht werden müssen.
Unser Leistungsspektrum der
Netzhaut- und Glaskörperchirurgie
- Netzhautablösungen
- Diabetische Netzhautveränderungen
- Epiretinale Gliosen
- Makulaforamen
- Massive Glaskörpertrübungen
- Subretinale Massenblutungen
- Exsudative (feuchte) Makuladegeneration
- Weitere seltenere Erkrankungen
Erkrankungen der Netzhaut
Die Netzhaut (Retina) verkleidet die Innenseite der Augenwand. Hier wird einfallendes Licht in Nervenimpulse umgewandelt und verarbeitet. Die dabei entstehenden Reize werden an das Gehirn weitergeleitet. Die Retina ist umgeben von Aderhaut (Choroidea) und Lederhaut (Sclera), während sie selbst den Glaskörper umschließt. Bedroht eine Krankheit die Netzhaut, kann das Sehvermögen eingeschränkt werden. Schlimmstenfalls erblindet der Patient.
Netzhautablösung
Die gefürchtete Ablösung der Netzhaut stellt einen augenärztlichen Notfall dar und führt unbehandelt zur Erblindung. Ursache sind oft Netzhautlöcher (Rhegmatogene Amotio). Eine zügig durchgeführte OP kann in der Regel die gefährdete Sehkraft retten. Gelegentlich wird zur Sicherung des Operationsergebnis Silikonöl in den Glaskörperraum eingegeben. Dieses muss dann einige Monate später in einem zweiten Eingriff entfernt werden.
Bei weniger ausgeprägten Formen der Netzhautablösung kann durch eine Vereisung (Netzhautkryokoagulation) das betroffene Areal von außen verödet werden. Gelegentlich müssen bei einer Netzhaut-Operation zusätzlich den Augapfel eindellende Verfahren angewandt werden (Plombe / Cerclage).
Symptome einer Netzhautablösung
Sie sollten auf der Stelle einen Augenarzt konsultieren, wenn
- Sie Lichtblitze wie bei einem Gewitter sehen,
- Schwarze Punkte (Rußregen) in Ihrem Sichtfeld erscheinen,
- Ihr Blickfeld durch eine Art Vorhang oder Schatten eingeengt wird.
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Netzhautlöcher - und Risse
Manchmal entwickelt sich eine Netzhauterkrankung langsam über Jahre, zum Beispiel wenn eine feine Haut über die Makula, den Punkt des schärfsten Sehens, wächst (Epiretinale Gliose). In weit fortgeschrittenen Fällen gehen diese sogenannten Membranen mit Löchern oder Rissen in der zentralen Netzhaut einher (Makulaforamen).
Patienten mit dieser Erkrankung haben mit dem betreffenden Auge Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen oder zu lesen. Häufig werden gerade Linien mit einer Delle oder als Schlangenlinien wahrgenommen. Am Ende einer Netzhaut-Operation wird bei diesen Erkrankungen Gas in den Glaskörperraum eingebracht. Die Patienten werden dann gebeten, bis zum nächsten Kontrolltermin beim Augenarzt den Kopf nach unten zu halten, damit die Gasblase durch ihren Druck nach oben die Makula fest andrücken kann.
Trübungen im Glaskörper
Zwischen Augenlinse und Netzhaut können sich im Glaskörper auch Trübungen bilden. Bis zu einem gewissen Grad ist das durchaus normal und ungefährlich. Häufig nehmen wir diese Trübungen gar nicht wahr. In manchen Fällen sind die Trübungen jedoch massiv oder liegen so ungünstig, dass Patienten sie im Alltag als sehr störend empfunden werden. In diesen Fällen kann nach eingehender Untersuchung der Netzhaut der Glaskörper mit seinen Trübungen in einem Routineeingriff operativ entfernt werden.
Methoden der Netzhaut-Operation
Meistens wird die Behandlung im Rahmen einer sogenannten Pars-Plana-Vitrektomie durchgeführt. In einem bestimmten Bereich des Auges, der Pars Plana, können unsere Netzhautspezialisten in den Glaskörper des hinteren Teils des Auges eindringen.
Im Normalfall erfolgt der Eingriff während einer lokalen Betäubung, selten in Vollnarkose. Das mithilfe einer Spritze injizierte Betäubungsmittel verursacht eine Bewegungsblockade des Auges und schaltet das Schmerzempfinden aus. Je nach Schwere der Erkrankung dauert die Netzhaut-OP eine 15 bis 60 Minuten und kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen.
Eventuell teilt Ihnen der Augenarzt mit, dass Sie nach der Netzhaut-Operation eine bestimmte Kopf- oder Körperposition sehr konsequent einnehmen müssen. Dies dient dazu, den Heilungsverlauf zu beschleunigen. Schmerzen werden Sie dank der minimal-invasiven OP nicht spüren, jedoch kann ein Fremdkörpergefühl in den ersten Tagen auftreten.
Ablauf der Pars-Plana-Vitrektomie
Schritt 1 – Legen der Zugänge
Der Augenchirurg setzt unter dem Operationsmikroskop drei winzig kleine Schnitte (ca. 0,4 – 0,6 mm). Jeder Schnitt hat seine eigene Funktion:
- Zugang für Infusionskanüle (sorgt für stabilen Augeninnendruck)
- Zugang für Kaltlichtleiter (dient der Beleuchtung des Augeninneren)
- Arbeitszugang (für mikrochirurgische Instrumente)
Schritt 2 – Entfernung des Glaskörpers & Laserbehandlung
Nun entfernt der Operateur vorsichtig den Glaskörper von der Glaskörperbasis. Im Falle einer bspw. Netzhautablösung wird durch Zugabe einer speziellen Flüssigkeit die unter der Netzhaut befindliche Flüssigkeit hinausgepresst, bis sich die Netzhaut wieder in ihrer ursprünglichen Position befindet. Das Loch in der Netzhaut wird mithilfe eines Lasers verriegelt.
Schritt 3 – Absaugen der Flüssigkeit
Am Ende der Netzhaut-OP wird die eingebrachte Flüssigkeit durch eine Tamponade aus Luft, Gas oder Silikonöl ersetzt.
In manchen Fällen werden Netzhauterkrankungen, insbesondere Netzhautablösungen, auf konventionelle Art chirurgisch behandelt. Um eine Eindellung am Auge zu erzeugen, näht der Chirurg einen kleinen Schlauch aus Kunststoff (Phlombe) auf das Auge. Durch die Eindellung soll das Netzhautloch verschlossen werden. Zudem vernarbt die Netzhaut mit den darunter befindlichen Schichten, indem durch den gezielten Einsatz von Kälte (Netzhautkryokoagulation) ein Entzündungsreiz provoziert wird.
Je nach Art der Netzhaut-Operation kann die Zugabe von Gas oder das Entfernen von Flüssigkeit unterhalb der Netzhaut (subretinal) nötig werden.
Nach dem chirurgischen Eingriff zur Behandlung einer Netzhautablösung, eines Netzhautrisses oder einer anderen Erkrankung, die eine Entfernung des Glaskörpers erforderlich machte, gilt es, einige Verhaltensregeln zu beachten. Der behandelnde Arzt wird Ihnen entsprechende Anweisungen geben, doch finden Sie hier zusätzliche einige Hinweise, um Komplikationen zu vermeiden.
- Üben Sie ca. 1 Woche lang nur leichte körperliche Aktivitäten aus. Spaziergänge, Heben leichter Gewichte (z. B. Einkäufe) und Bücken sind erlaubt.
- Nach 2 Wochen dürfen Sie wie gewohnt am Alltag teilnehmen.
- Halten Sie Ihr Auge frei von Seife oder Shampoo.
- Vermeiden Sie 6-8 Wochen nach der OP Reibung und starken Druck am Auge.
- Vermeiden Sie mind. 3-4 Wochen eine flache Rückenlage.
- Nehmen Sie die vom Arzt verordnete Körperhaltung oder Kopfposition möglichst häufig ein.
- Üben Sie intensive Sportarten nur in Absprache mit Ihrem Arzt aus. Gleiches gilt für Reisen per Flugzeug oder Wanderungen in extremen Höhenlagen.
- Wenden Sie die vom Arzt verordneten Augentropfen gewissenhaft und regelmäßig an.
- Bemerken Sie eine Verschlechterung des Sehvermögens, Schmerzen oder andere auffällige Veränderungen, kontaktieren Sie umgehend unser Augenzentrum.